Pankraz
Labenwolf

Erzgießer, Rotgießer

geb. um 1492

gest. Nürnberg, 20. Sep 1563

Labenwolf war Erzgießer der Renaissance. Er arbeitete mit Modellschnitzern zusammen, da Gießer über keine Ausbildung als Plastiker verfügten. Dies erklärt den völlig unterschiedlichen Charakter seiner Werke: volkstümlich beim Gänsemännlein, klassisch-hochkultiviert beim Puttobrunnen, höfisch in seiner Liegenfigur für Lemberg nach einer typisch polnischen Komposition eines mit der Hand den Kopf stützenden Verstorbenen (nach Nürnberg/Lemberg über Krakau vermittelt).

Zur Liegefigur von Lemberg hat sich ein Holzmodel im GNM erhalten, das Hans Peisser zugeschrieben wurde.

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Labenwolf (Lauenwolff, Laubenwolf, Lawenwolf, Lobenherbst, Lobenwolf, Lobenwurst), Pankraz d. Ä., Rotgießer,


* um 1492 – † 20. 9. 1563 Nürnberg, begr. auf dem Johannisfriedhof.

Vater des Georg; Großvater des Benedikt Wurzelbauer. ∞ um 1519 Anna († 1563), zwei Söhne, eine Tochter. Vermutlich Schüler Peter Vischers. Am 4.6.1519 wurde er Bürger und im selben Jahr Meister. 1523 besaß er eine eigene Werkstatt. Im Laufe der Jahre wurden ihm wiederholt Gesellen „über der Ordnung“ zugestanden, um größere Aufträge fristgemäß durchführen zu können. Nach dem Tod von Vater und Sohn Vischer hatte er wohl die bedeutendste Nürnberger Bronzegießerei. 1531-33 goß er einen Figurenbrunnen für Kardinal Bernhard von Cles, Bischof von Trient, nach einem Modell von Peter Flötner. 1532 lieferte er Christoph II. Scheurl sechs Wandleuchter, zwölf Griffe und sechs Leuchter mit hohlen Füßen. 1535 goß er zusammen mit Sebald Hirder einen Zierbrunnen für das Schloß in Neuburg an der Donau. 1551 erhielt er 245 fl. für die Liegefigur des polnischen Adligen Nicolaus Herburt-Odnowski für dessen Grabmal im Dom zu Lemberg (das erhaltene Gußmodell ist heute im GNM). 1558 lieferte ein Rotschmiedemeister Pangratz, der mit Labenwolf zu identifizieren ist, dem Paulus Behaim eine Brunnenfigur mit einem Wilden Mann und eine Wilden Fräulein. Trotz guter Beschäftigung scheint er es nicht zu größerem Wohlstand gebracht zu haben, wie die verspäteten Zinszahlungen für die Gießhütte in den letzten Jahren vermuten lassen. Ab 1537 besaß er ein Haus in unmittelbarer Nähe beim Schießgraben. 1542 wurde eine Medaille auf ihn gefertigt. Im Nachlaß des Christoph Forster, versteigert in Nürnberg 1863, befand sich lt. Auktionskatalog, S. 24 ein holzgeschnitztes Wappen Labenwolfs (wohl Gußvorlage für sein Epitaph), auf dem der Sterbetag des Gießers angegeben ist. Die Labenwolfstraße und die Labenwolfschule in Nürnberg wurden nach Pankraz und Georg Labenwolf benannt. Panzer verzeichnete Pankraz Labenwolfs Portrait.

Werke: ANSBACH, St. Gumbert: Epitaph für J. Feyerabend. BAMBERG, Nagelkapelle des Doms: Grabplatte des Caspar von Berg. KRAKAU, Dom, Sigismund-Kapelle: Silberaltar. LEMBERG, Dom: Grabfigur des Nicolaus Herburt-Odnowski. MESSKIRCH, Stadtkirche: Epitaph für Wernher von Zimmern († 1554), dat. 1551. NÜRNBERG, Rathausgasse: Gänsemännleinbrunnen, 1530/40; –, Rathaushof Fünferplatz: Apollobrunnen, 1532; –, Hof des Alten Rathauses: Puttobrunnen, 1549 (Trog) bzw. 1557 (Aufsatz).

MuS: BERLIN, Staatl. Mus. NÜRNBERG, MStN.

Lit.: Thieme-Becker; Doppelmayr, 1730; Lockner Nr. 440; Kamann, 1888, S. 139; Mummenhoff, Rathaus, S. 109; Heerwagen, 1908, S. 116f.; Hampe, Rv.; Habich, Schaumünzen; M. Bernhart, in: MBNG, 1936; Burger, 1972 Nr. 7724, 7771; Klaus Pechstein, in: Fränk. Lebensbilder 8, 1978, mit Lit.-Verz.; Roman Fitzek: Gießer und Gießkunst in Neuburg an der Donau, in: Neuburger Kollektaneenblatt 141, 1993, S. 147-189, bes. S. 153; Masa, Freiplastiken 1995, S. 49; U. Timann, in: GNM A, 1996; Erlanger/Fischer, 2000; Braun/Carbon, Brunnen 2001, S. 6, 84.

Ausst.: 1906/2; 1952/5; 2002/1.

(zitiert aus dem Nürnberger Künstlerlexikon, Herausgegeben von Manfred H. Grieb)

Stil: Renaissance

Zeit: 16. Jh.