Johann Daniel
Preißler

Zeichner, Kupferstecher, Portraitmaler, Historienmaler

geb. Nürnberg, 17. Jan 1666

gest. Nürnberg, 13. Okt 1737

* 17. 1. 1666 Nürnberg – † 13. begr. 18. 10. 1737 Nürnberg,
Grab Nr. 1432 (ehemals Nr. 1770 lt. Pilz, 1984, S. 82) auf dem Johannisfriedhof, Epitaph nicht erhalten.
Sohn des Daniel, Maler. ∞ 17.1.1698 Anna Felicitas (* Kirchensittenbach – begr. 9.9.1743), Tochter des Johann Ulrich Riedner, Diakon bei St. Jakob, die Preißlers Kusine war; acht Söhne, drei Töchter. Schüler seines Stiefvaters Heinrich Popp, nach dessen Tod 1682 dreijährige Lehre bei Johann Murrer. Nach dem Tod seiner Mutter 1685 wohnte er bei seiner Schwester Anna Sibylla Heling. 1688 reiste er in Begleitung des Handelsherrn Johann Lorenz Schweyer nach Italien. Nachweisbar sind Aufenthalte in Venedig, Bologna, Florenz, Siena und ab 6.4.1689 in Rom, wo er anfangs bei Anton Negelein logierte. 1693 nahm er vorübergehend den Nürnberger Maler Johann Martin Schuster in seiner römischen Behausung auf. Am 28.5.1696 kehrte er im Gefolge des Markgrafen von Ansbach, Georg Friedrich d. J., nach Nürnberg zurück, wo er zunächst als Gast des Wirts Kaspar Zwanziger im Haus zum Schwarzen Adler (ehem. Breite Gasse 75) wohnte. Er gehörte zu den Virtuosen oder „3-Gulden-Malern“, zu denen auch Johann Murrer und Johann Leonhard Kramer zählten; nach dem Rv. vom 20.1.1701 wurden diese von bestimmten Pflichten der Handwerkermaler entbunden, sie mußten aber jährlich 3 fl. in die Kasse der Maler bezahlen. Vom Probestück waren sie nicht befreit, trotzdem hat Preißler nie ein solches vorgewiesen. Mehrfach beschwerten sich die Vorgeher der Maler beim Rugamt. Sie erreichten, daß Preißler durch Rv. vom 20.4.1703 aufgefordert wurde, das Probestück zu fertigen. Zugleich wurde ihm auch die Annahme gar so vieler Jungen, „deren er izo vier haben solle“, verboten, und bei Strafandrohung sollte er binnen 14 Tagen Beiträge an die Kasse der Maler entrichten. Johann Daniel Preißler beugte sich der Anordnung nicht. Mit Rv. vom 15.12.1704 wurde er zum Direktor der Malerakademie berufen, welches Amt er bis zu seinem Tod ausübte. Unter seiner Leitung erfuhr die Akademie einen strafferen, schulmäßigen Ausbau, wozu er 1704 mit Genehmigung des Rats eine Schulordnung mit acht Paragraphen erließ. Auf Anregung des Nürnberger Gesandten in Wien, Heinrich Christoph Hochmann von Hohenau, wurde 1716 der Malerakademie eine Zeichenschule angegliedert, deren Leitung Preißler ebenfalls übernahm. Für den Unterricht übersetzte er aus dem Italienischen das Werk „L’Anatomica dei Pittori del Signore Carlo Cesio, das ist deutliche Anweisung und gründliche Vorstellung von der Anatomie der Mahler“. Hieronymus Böllmann stach dazu 16 ganzseitige Kupfertafeln und verlegte 1706 das Werk. Später folgten weitere Zeichenvorlagewerke und kunsttheoretische Schriften. Wenig bekannt ist Preißlers um 1710 erschienenes Werk „Orthographia“, das auf zwölf Alphabettafeln die Buchstaben mit reichem floralen Beiwerk, oft mit Tieren oder Putten besetzt, zeigt. Sein dreiteiliges Zeichenvorlagewerk „Die durch Theorie erfundene Practic, oder Gründlich-verfasste Reguln ...“, Nürnberg 1721-25, wurde von seinem Sohn Johann Justin 1757 um einen vierten Teil vermehrt. Es erschien in mehreren Auflagen und war noch Anfang des 19. Jh. in Gebrauch. Preißler unterrichtete eine größere Zahl Maler, darunter waren Johann Israel Dietzsch, Heinrich Haffner, Johann Georg Faber aus Sachsen-Meiningen (1712), der Findelknabe Markus Tuscher (1722), Erasmus Simon Kongsperg „von Kongsperg aus Norwegen“ (1724), George Desmarées (1725/27), Friedrich Bühl aus Kopenhagen (1726/27), den schwedischen Kupferstecher Carl Gustav Lemoine (1727), Johann Daniel Meyer (1729), Georg Wilhelm Heiss, Kupferstecher aus Augsburg (1734), Johann Leonhard Schneider (1734/35), zuletzt Christian Eißler aus Kopenhagen (1737), den Preißler als seinen Vetter bezeichnete. Ferner arbeiteten bei ihm zeitweise die Augsburger Kupferstecher Hieronymus Sperling und Philipp Andreas Kilian. Neben der Ausbildung der Künstler beeinflusste Preißler über einen längeren Zeitraum die Grundlagen des akademischen Kunstunterrichts, sein Name ist aus der Geschichte der deutschen Kunsterziehung nicht wegzudenken. Seine künstlerische Arbeit umfasste hauptsächlich Bildnisse, Ornamentstichfolgen mit biblischen und allegorischen Themen und Stichvorlagen, ferner Illustrationen zu Endter-Bibeln. Zu der von Johann Jakob Scheuchzer/Johann Andreas Pfeffel 1731 in Augsburg herausgegebenen Kupfer-Bibel „inventierte“ er die Rahmen, eine bemerkenswerte Leistung, da sich kein Rahmen wiederholt, sondern jeweils auf den Text abgestimmte Darstellungen beinhaltet.

Zusammen mit Johann Martin Schuster malte er 1711-18 die Deckengemälde der wiederaufgebauten Egidienkirche (im Zweiten Weltkrieg vernichtet). 1708 wurde Preißler zum „Condukteur unter der Artillerie“ bestellt. 1715-37 Genannter. 1733 erwarb er das Haus Weinmarkt 12, das er 1736 für 1900 fl. wieder verkaufte. Er wohnte bis zu seinem Tod im Wespennest an der Pegnitz, wo nebenan im Katharinenkloster die Malerakademie untergebracht war. Panzer verzeichnete ca. 20 Bildnisse Nürnberger Bürger als Stichvorlagen, sein eigenes Portrait stach sein Neffe Johann Georg Pintz nach einer Vorlage von Johann Martin Schuster. Von seinen Kindern wurden vier Söhne und eine Tochter Maler oder Kupferstecher. Sein Verlag wurde von seiner Witwe weitergeführt.


Werke: BEHRINGERSDORF, ev. Pfarrkirche: Altarblatt, 1718/19. LAUF/ Pegnitz, ev.-luth. Pfarrkirche: Altarblatt. Verz. seiner naturgeschichtlichen Werke, Schriften und Kupferstiche s. Ludwig, 1998, S. 365-367.

MuS: NÜRNBERG, GNM; –, MStN: Gemälde, Zeichnungen, Kupferstiche.

Lit.: ADB; Thieme-Becker; Doppelmayr, 1730; Will, GL III, S. 241 u. VII, S. 197f.; C. G. Müller, 1791, S. 75, 133, 146; Mummenhoff, in: MVGN 10, 1893, S. 271-278; Barock, 1962; KDM Lauf, 1966; Heffels, 1969; Jamnitzer, 1985, S. 167-190; Augsburger Buchdruck, 1997, S. 809, 830; Ludwig, 1998; Tacke, 1995 u. 2001, S. 540 u. Stammtafel 76; Stadtlexikon 2000.

Ausst.: 1942/3; 1954/3; 1955/4; 1980/9.


(zitiert aus dem Nürnberger Künstlerlexikon, Herausgegeben von Manfred H. Grieb)

Stil: Barock

Zeit: 17. Jh., 18. Jh.